Erzählungen von vergangenen Zeiten

Text Nello Tambasco, Pisciottaner

Nachdem die Normannen Süd-Italien erobert hatten, wird der Name Pissocta das erste Mal in dem Katalog der Barone erwähnt – eine Liste aller Lehnsmänner und deren Besitztümer – der um das Jahr 1200 erschien. Die ersten historisch dokumentierten Notizen sind aus dem Jahr 1200, als Pisciotta Handelsverbindungen mit der Venezianischen Republik unterhielt. Pisciotta führte Seile aus, die aus einer Grasart, die hier sehr verbreitet war, gedreht wurden. Im Dialekt heisst sie “agre”. Die Produktion dauerte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrh.
Bis Mitte des 18. Jahrh. war Pisciotta eines der dichtbesiedelsten Orte südlich Salernos. Nach 300 Jahren ist die Zahl der Bevölkerung fast gleich geblieben. Pisciottas Wirtschaft stützte sich hauptsächlich auf zwei Bestandteile, den Fischfang und die Landwirtschaft, und im Besonderen auf den Sardellenfang und Oliven- und Weinanbau.
Schon im 17. Jahrh. berichten Quellen über das Fischerdorf Pisciotta. Die Gebäude reihten sich am Strand auf und waren hauptsächlich dafür da, die Boote und die gesalzenen Sardellen unterzustellen. Später baute man über die Lager noch ein Stockwerk und noch später manchmal bis zum 4. Stock. Auch heute gibt es noch Häuser, die diese Merkmale aufweisen, und zwar von Süd-Ost Lokalität Passariello bis Nord-West Lokalität Gozzipuodi. Die Lager haben meistens eine Tiefe bis zu 15 m, ein Gewölbe, und der Eingang besteht aus einem grossen Bogen. Ganz am Ende gibt es einen Brunnen mit Quellwasser, das aus dem Felsen entspringt. Das kann man auch heute noch sehen.

Die Arbeit der Pisciottaner richtete sich nach den Jahreszeiten: Im Frühling und Sommer ging man fischen. Dann verwandelten sich die Fischer in Landwirte, die im Herbst mit der Weinernte und Anfang Winter mit der Olivenernte beschäftigt waren. Die Wirtschaft des Gebietes stützt sich auf den Fischfang – hauptsächlich Sardellen – Wein und Öl. Bis 1950 besass Pisciotta ca. 20 Boote, die Sardellen fischten. In derselben Zeit gab es mehr als 30 Ölmühlen. Ende 1700 wurden ca. 10 Wassermühlen gebaut, von denen man heute noch einige Ruinen und Mühlsteine sehen kann.
Das Wappen Pisciottas ist in zwei Teile aufgeteilt, und zwar sind das Land und das Meer veranschaulicht, Bäume und Boote, Öl und Sardellen. Auf dem unteren Teil des Schildes gabeln sich zwei Zweige, ein Oliven- und ein Steineichenzweig. Pisciotta war früher ebenfalls für die Holzkohlenproduktion und das Holzhandwerk bekannt.